Mit Gottes Segen
St. Lorenzen im Mürztal, 01 Mai 2007. Obwohl es nicht viele von uns zugeben, machen wir uns doch von Zeit zu Zeit Sorgen, mit dem geliebten Motorrad direkt in die Arme des Schicksals zu fahren. Es kann also auch für den härtesten Biker nicht falsch sein, sich den Segen für sich und seine Maschine zu holen. Der Oldtimerclub St. Lorenzen hat heute ein gute Sache auf die Beine gestellt: Eine Motorradweihe mit dem bekannten und beliebten Pfarrer Ochabauer.
Motorradfahrer sind mitunter tiefsinnige Menschen - wenn dem nicht so wäre, dann würden sich Motorradweihen nicht so großer Beliebtheit erfreuen. Und wenn man darüber hinaus viele Biker trifft, deren Maschinen bestaunen kann und sich dabei Gegrilltes in den Wanst schlägt - umso besser!
Es war meine Frau, die das Plakat der Motorradweihe gesehen hatte und unbedingt hin wollte. Wenn es um Motorräder geht, lasse ich mich ohnehin nicht lange bitten. Also packten wir unsere Tochter ein und fuhren nach St. Lorenzen, wo heute die Motorradweihe stattfand. Frau und Kind mit dem Auto, ich selbstverständlich mit dem Bike.
Als wir ankamen, war das Fest bereits in vollem Gang - Alkoholfreies floss in Strömen und die Grillwürste gingen weg wie die warmen Semmeln. Und natürlich war es ein Sehen und Gesehenwerden, ein Zeigen und Staunen. Schwerstens tätowierte Harleyfahrer mit ihren funkelnden Maschinen waren ebenso vertreten wie die gebückte Fraktion der Supersportler. Einer aber stahl allen die Schau.
Und das war Pfarrer Ochabauer, der dieser Veranstaltung den gebotenen geistlichen Rahmen verlieh. Er ließ es sich nicht nehmen, im blitzblauen Praga-Oldtimer vorzufahren und sich dabei von zwei Polizeimaschinen eskortieren zu lassen. Blaulicht und Martinshorn waren selbstverständlich eingeschaltet - der Auftritt des rührigen Geistlichen ging also an niemandem unbemerkt vorbei.
So spektakulär wie sein Auftritt, so nachdenklich war die anschließende Predigt des Pfarrers. Von guten Worten sprach er, die man dem Fahrer mit auf den Weg geben sollte. Von der guten Heimreise, die man ihm wünschen sollte. Und er sprach auch vom Schmerz der Hinterbliebenen, denen jeder Trost und Kraft geben kann. Früher sei man mit primitiven Motorrädern gefahren, erinnerte er sich. Die Entwicklung bliebe nicht stehen und das sei auch gut so. Eines aber dürfe nie vergessen werden: Der Mensch ist am wichtigsten. Wichtiger als das teuerste High-Tech-Motorrad ist der Fahrer, der darauf sitzt und dessen Familie zu Hause auf ihn wartet. Das dürfe nicht vergessen werden und dort wo Liebe ist, gibt es kein Vergessen. Es wurde ruhig in der Bikergemeinde, denn der Pfarrer sprach jedem Einzelnen aus der Seele.
Aber wo Biker sind, da wird gefeiert und deshalb wandte man sich nach dem Segen wieder der Gemütlichkeit zu.
Danke an den Oldtimerclub St. Lorenzen, Euer Fest hat uns bestens gefallen! Tolle Stimmung, schöne Bikes, gutes Essen zu fairen Preisen. Wir kommen gerne wieder!
Martin Dunst, 1.5.2007
Zuletzt geändert am 13.10.2007