1994: Die Anfänge

Die Anfänge waren einfach: Als Student der Technischen Universität Graz kam ich 1994 in den Genuß eines Studenten-Accounts. Nachdem ich bereits als Kind, zu Zeiten des C64, fleißig programmierte und mit dem Brotkasten herumspielte, war das nun meine erste Berührung mit dem Internet.

Und diese ersten Schritte waren reichlich unspektakulär. Noch hatte ich keine Ahnung von Hypertext, ich verbrachte meine Zeit im Netz vorwiegend mit dem Herunterladen von Planetenbildern vom FTP-Server der NASA. Dies sollte sich innerhalb des folgenden Jahres grundlegend ändern. Ich entdeckte das Surfen, die ersten Chatrooms und ich erkundete jeden interessanten Winkel des damals noch relativ kleinen WWW. Wenn ich bedenke, daß es damals noch kein Google und noch lange kein Wikipedia gab, frage ich mich, was damals am Web so interessant war.

Das Interesse wächst

Irgendwann begann ich dann, mir die Quelltexte der Dokumente genauer anzusehen. Eines führte zum anderen, ich stieß auf SELFHTML und begann mit dem damals üblichen Tabellen-Webdesign. Ein Grafikprogramm, ein Texteditor und ein Browser (Natürlich Netscape) reichten, mehr brauchte es nicht. Doch es gab auch damals bereits HTML-Editoren: HoTMetaL hieß einer davon. Kurz darauf erwarb ich ein Modem und war einer der wahnsinnig elitären Vorreiter, die Internet zuhause hatten. Ein unvorstellbares Privileg in der Steinzeit des WWW.

Ich lernte weiter und mit der Zeit perfektionierte ich das so genannte Tabellendesign. Natürlich hielt ich diese Technik für das Nonplusultra, für der Weisheit letzten Schluß, für die Créme de la Créme. Nie wäre ich auf die Idee gekommen, daß dies eine zum Scheitern verurteilte Technik war, die der Idee hinter HTML zuwiderlief. Warum auch - das W3C kannte damals eh keiner.

1998: Vom Hobby zum Beruf

Im Jahr 1998 machte ich mein Hobby schließlich zum Beruf. Ich stieg bei einer Pressebildagentur ein und war für die Betreuung der Internetseiten verantwortlich. Ein mondänes Büro in bester Innenstadtlage, vollgestopft mit neuester Technik und edlen Macs: Willkommen, süßes Leben! Die Internet-Blase war am Wachsen, das WWW war in aller Munde - das war die Zeit der Goldgräberstimmung.

Und wieder führte mich der Zufall auf eine vielversprechende Fährte: Ich entdeckte die Welt der serverseitigen Programmierung.

2000: Neuer Job und Glaubenskrise

Mein absolutes Vertrauen in verschachtelte HTML-Tabellen hielt im Übrigen bis zum Anbruch des neuen Jahrtausends. Dann begann ich, die Zeichen der Zeit zu sehen. Ich lernte, daß CSS mehr konnte, als einem Link eine andere Farbe zu geben. Ich begann zu verstehen, daß valides HTML im angebrochenen Zeitalter von Google von großer Bedeutung war. Und ich erkannte, daß die Sache mit den Tabellen Mist war. Das war die Zeit der großen Orientierungslosigkeit: CSS versprach so viel, die Browser hingegen hielten so wenig. Der Internet Explorer war als Sieger des Browserkriegs hervorgegangen. Optimized for Internet Explorer (in möglichst trendig-winziger Schrift am Ende jedes Dokuments) war damals beinahe ein Gütesiegel. Schweren Herzens und wider besseres Wissen hatte man sich als 'Web-Experte' dieser Wahrheit zu stellen.

Aber es gab ja durchaus noch andere Dinge, die mich von diesem Dilemma ablenkten. Nachdem ich 1998 die serverseitige Programmierung kennengelernt hatte, wuchsen seither meine Kenntnisse ständig an. Auf der Serverseite war die Welt noch in Ordnung. Dort bewegte man sich in einer Programmiersprache, die zu einem Ergebnis führte.

Meine neuen Kenntnisse hatten mich veranlaßt, bei der Bildagentur (wo ich mittlerweile mehr als Fotograf auf Pressekonferenzen als vor dem Computer beschäftigt war) zu kündigen und einen Job in einer echten Internetagentur anzunehmen.

Heute: Die Faszination bleibt

Viel hat sich seit den Anfängen verändert. Das Netz ist nicht mehr nur zeitgeistigen Technik-Freaks vorbehalten, es hat sich zum Gebrauchsgegenstand des täglichen Lebens entwickelt. Ich brauche heute keine Zeitung mehr, ich informiere mich online. Ich brauche keine Enzyklopädien oder Lexika, denn Google oder Wikipedia wissen die Antwort auf fast jede Frage.

Dennoch: Die Faszination bleibt. Und ich habe mich dazu durchgerungen, mit einem Anachronismus zu brechen: Das ist meine erste private Website.

Denn wer heute noch keine hat, der ist von gestern.

Martin Dunst, 17.12.2006
Zuletzt geändert am 11.11.2007